Im Artikel Anfang 2013 ( equipment: what-worded-good-what-not )habe ich darüber geschrieben, welche Teile meiner Ausrüstung im Afrika Trip gut und welche weniger gut funktionierten. Dabei habe ich auch kurz angerissen, warum meine Wahl in Sachen Kamera auf die Panasonic DMC G3 inkl. Pancake Powerzoom und Teleobjektiv fiel. Allerdings hatte ich fürs „Grobe“ auch noch eine kleine Fuji dabei, die wasserdicht und ruggedized ist.
Zwischenzeitlich habe ich eine Sony NEX 5R erworben. Der winzige Formfaktor war immer faszinierend und der größere APS-C Sensor versprach zumindest in der Theorie eine bessere Bildqualität. Der folgende Teil des Artikels gilt grundsätzlich für beide Systeme, b.w. alle Mirrorless Systemkameras. Hier möchte ich meine Eindrücke am Beispiel der Sony NEX 5 inklusive passiv Adapter und Canon FD Objektiven schildern. Korrekt ist FD natürlich die Bezeichnung des Bajonetts, nicht des Objektivs selber.
Wie geht das? Spiegellose Systemkameras haben einen wesentlichen Unterschied zur typischen Systemkamera oder meist Spiegelreflex Kamera genannt. Genau! Es ist der Spiegel. Bis dato war es so, dass das Licht durch das Objektiv auf einen Spiegel fiel und durch diesen in den Sucher umgeleitet wurde. Stimmte die Einstellung (Blende, Belichtung, Verschlusszeit) drückte man auf den Auslöser, der Spiegel klappte mit dem typischen „klack“ Geräusch kurz hoch und das Bild war im Kasten.
Bei der Sony NEX (neuer Marketing Brand Alpha), wie auch bei der Pana G3, „fehlt“ der Spiegel. Ist ein Sucher vorhanden (wie bei der Pana G3, Sony NEX 6/7) kann folglich ausschließlich ein elektronisches Bild in diesen transportiert werden! Es ist NICHT physikalisch identisch mit dem „Bild“ welches vom Objektiv eingefangen wird, wie bei SLRs/DSLRs.
Dies kann Nachteile, wie Vorteile haben. Bei ausreichender Qualität des elektronischen Suchers, sind heute kaum noch qualitative Nachteile mehr aus zu machen (hinsichtlich eines Vorschaubildes in „Echt“qualität). Wesentlicher Vorteil des elektronischen Suchers- und dieser (also das Prinzip der EVIL Cams) wird meiner Meinung nach auch in der Midrange den analogen Sucher vollständig ablösen und in ein paar Jahren wird diesem keiner mehr eine Träne nachweinen- ist, dass das Bild im dunkeln aufgehellt werden kann, Bild/ Einstellungs- Informationen können eingeblendet werden etc.
Warum dieser Exkurs „in“ den Spiegel und Sucher? Weil hier die Krux liegt. Wie man leicht ausmachen kann, ist die Distanz zwischen Objektiv und Bildsensor geringer, wenn kein Spiegel dazwischen liegt. In der Folge sind die Cams leichter und kürzer. Das Elegante dabei ist, dass nun für die korrekte Ablichtung eines Objektives auf den Sensor der Abstand korrigiert werden kann! Warum korrigiert? Wenn ich z.B. alte analoge Objektive von Spiegelreflex Kameras verwenden will, ist der Abstand in der original Kombination, wegen des Spiegels größer. Für den korrekten Abstand kann nun jedoch einfach ein Distanzring verwendet werden. Diese werden meist als Adapter, z.B. NEX > FD bezeichnet und kosten ab quasi nix (unter 15€ aufwärts, wobei jedoch der höhere Preis keine bessere Qualität verspricht!)
Da passive Adapter, wie der Name schon suggeriert, keine weitere Funktion bieten, als die korrekte Distanz zu ermöglichen, sind sie sehr günstig. Alle elektronischen Funktionen des Objektives werden jedoch ebenfalls nicht an die Cam übertragen (EXIF Daten). Bei Panasonic, wie bei Sony, liegt leider- aber das ist auch der Kompaktheit geschuldet- der Bildstabilisator nicht in der Cam, sondern im Objektiv. Dadurch geht mir im Objektiv integrierte Bildstabilisierung verloren! Hierbei ist für ein verwackleungsfreies Bild natürlich die Brennweite entscheidend und die Verschlusszeit. Beides muss auch manuell eingestellt werden, sowie auch die Fokussierung. Die Kombination mit alten analogen Objektiven und einem passiven Adapter bietet sich an, weil an diesen Objektiven die Blende noch manuell einstellt werden kann! Mit elektronischen Adaptern, wie von Sony LA-EA 1/2 oder 3/4 (Vollformat) oder Metabones etc. lassen sich dann auch Fokus und Blende automatisch nutzen. Der Fokus ist aber i.d.R. langsam, weil der „pumpt“ (das heißt die gesamte Brennweite abfrühstückt). Z.T. läßt sich aber damit auch der im Objektiv eingebaute Bildstabilisator nutzen, wie er zum Beispiel bei Canon eingebaut ist.
Und wieder beginnt ein Absatz mit Warum? Die Antwort ist einfach: Wegen der teils drastisch besseren Qualität von quasi allen Objektiven, die nicht Kit-Objektive sind! Auch die Qualität von Standard Zooms ist im Vergleich zu Festbrennweiten oft grausig, sie sind meist „praktischer“. Praktisch deshalb, weil man so schnell erkennt, wo an der Promenade ein Knippser steht und wo ein Photograph. Natürlich kann man gerade bei Panasonic aber auch bei Sony prima Objektive als Festbrennweiten (Prime) erwerben. Die Preise dafür sind jedoch meist stattlich!
Ich habe mich also etwas umgesehen und mit dem Angebot sinken meist die Preise. Ergo Canon und Nikon. Bei Canon bin ich auf das 50mm F1.4 gestoßen. Hier gibt es noch Varianten in der Vergütung (S.C., S.C.C. etc ) das ist aber nicht kriegsentscheidend. Das 50F1.4 kostet derzeit ca. 60€. Das FD Bajonett ist aus den 80ern, die Objektive entsprechend alt. Macht das einen Unterschied zu aktuellen Objektiven? Ja! Sie sind wegen der Materialwahl aus Metall deutlich schwerer und wirken solid as a rock. Das 50mm Canon prime F1.4 macht auch 30 Jahre alt (!) einen tollen Eindruck. Ob ich das von dem Kit Zomm (16-50mm) auch mal sagen kann …
Nur so zum Vergleich: Von Sony gibt es ein gutes 50mm Prime für rund 250€, das aber lediglich eine max. Blende von F1.8 bietet. Der Unterschied im Freistellen zwischen F1.4 und 1.8 ist riesig! Es lassen sich also bequem einige hundert Euro sparen, gerade bei mehreren Objektiven, wenn man NICHT auf Schnappschüsse scharf ist, im Hellen photographiert und/oder geringe Brennweiten nutzen will. Für mich persönlich liegt der Vorteil im 50mm F1.4 darin, dass ich die enorme Tiefenschärfe nutzen kann und das auch, wenn es dunkler wird. Abgeblendet, mit bis zu F22, ist das Canon messerscharf.
Durch die Möglichkeit von „fokus peaking“ (deutsch: Kantenhervorhebung), ist es sehr simple auch schnell manuell zu fokussieren. Mit etwas Übung geht das blitzschnell. Allerdings bevorzuge ich bei sehr offener Blende die Möglichkeit in das Photo rein zu zoomen (9.6- fach), das gibt noch etwas mehr Kontrolle. Der Schärfebereich bei F1.4 ist so klein, dass das auch nötig ist. Ab F1.8 oder 2.x wird das Handling einfacher. Noch mal zum Vergleich: Das Sony Power Zoom als Pancake Kit-Zoom ist ein prima Allrounder: Sehr klein, sehr leicht, relativ schneller Autofokus (die Cam könnte sicher schneller mit einem anderen Objektiv). Aber die Blende von F3.5 bis 5.6 bei 50mm ist eine andere Klasse!
Neben dem 50er habe ich kurzerhand auch noch ein 200mm F4 Prime gekauft (an einer APS-C entsprechend 300mm). Bei weniger als 20(!)€ konnte ich nicht widerstehen. Qualitätseindruck wie NEU. Hier geht natürlich wegen der Brennweite aus der Hand nur eine Verschlusszeit deutlich unter 1/500 und eine ruhige Hand, b.w. Auflegen/Stativ. Eine gute Schärfe erziele ich damit auch nur leicht abgeblendet, ergo F4.5/5.6. Aber zum Vergleich: Das Standard Kit hat bereits bei 50mm eine max. Offenblende von 5.6!
Am Ende folgt immer so etwas, wie eine Quintessenz. Lohnt es sich oder nicht? Klarer Fall – KAUFEN! Wer Photos aufnehmen möchte und nicht nur knippsen, wird definitiv mit dem 1.4er glücklich. Das Canon 50F1.8, lohnt IMHO nicht zu kaufen. Das 1.2er Prime ist 4-mal so teuer und lohnt daher nicht wirklich.
PS: Kleiner Tipp für alle dennoch faulen Photographen: Mit Fokus Peaking eingeschaltet und ISO auf auto, sowie Programmwahl auf Blendenpriorität ist nur noch der Fokusring zu drehen. Damit ist es dann schon fast wieder eine Point and Shoot.
NOTE: Ich habe die Brennweite und Blende auf die Sensorgröße APS-C bezogen! Wie wir wissen steht die Brennweite im Verhältnis zur (Bild)Sensorgröße und wird in der Regel mit dem Kleinbildsensor Format verglichen. Dieser entspricht in der digitalen Photographie 35mm Vollformat (z.B. Sony Alpha 7, Canon 5D, Nikon D610 etc.). Das Canon 50mmF1.4 entspricht an der Sony also 75mm, an der Pana G3 100mm Brennweite. Dies nennt man Crop -Faktor und der liegt bei APS-C bei 1,5, bei Micro 4 Thirds bei 2 und Nikons Mirrorless System bei 2,7. Soweit klar und meist bekannt. Jedoch gibt es auch eine Equivalence in der Blende! Diese wird meist vergessen. Der kleinere Sensor hat hier Nachteile, das kommt aber in einem anderen Artikel.