Tatsächlich hatte ich mal hier von meinen zweiten Käfer gesprochen, ein 1302s. Der war mein gleichzeitig zweites Auto, an dem ich schrauben gelernt hatte und massiv die Leistung des Motors gesteigert. Heute, 24 Jahre später, würde man sagen Restomod. Die Marke VW hat sich in der Historie niemals nicht als unmoralisch gezeigt – um es vorsichtig aus zu drücken. Zusammenfassend sehr schön vom Royal Magazin zusammen gestellt:

und selbstverständlich hier:

… und hier ist warum:

Vor 10 Monaten also die letzte – nicht erste! – Entgleisung von VW. Meiner Meinung nach ist irgendwann auch mal gut. Der obige VW Werbespot ging im Mai 2020 viral auf Social Media, also um viel Reichweite zu erzielen. Nicht etwa ein kleines, gezieltes Publikum. Um es vorweg zu nehmen: Ich bin ja quasi der Erfinder der Cancel Culture. Und selbstverständlich kommt mir ein VW Produkt niemals mehr ins Haus, weder Golf, noch die wunderbaren Käfer oder Bullies.

Der Jan hat im oben verknüpften Video die rassistische VW Historie aufgedröselt, das muss ich hier nicht wiederholen – das ist ein erstklassiger Beitrag. Der zeigt die erfolgreiche Produktionsstrategie von VW in der Kriegs-, wie Nachkriegszeit, das muss man wohl kaum erläutern. Aber auch wie VW in Brasilien Gewinn gemacht hat.

Natürlich sehe ich die Produktion – mit entsprechendem Gewinn – in einem Land, in dem, mit Apartheid, die wohl schlimmste und rassistischste Gesellschaft der Neuzeit herrschte, „kritisch“. Sprich die VW Golf 1 Produktion in Süd Afrika. Man kann in einem Land indem die Mehrheit der Bevölkerung aufs widerlichste rassistisch diskriminiert wird, Gewinn machen – oder darauf verzichten. Durch wirtschaftlichen Boykott wurden und werden Regime gezwungen ihre Politik zu ändern. Ohne Waffen. Geschieht heute vielfach. VW hat darauf verzichtet und dort lieber Umsatz durch Golf 1 Produktion gemacht.

Worum geht´s?

VW hat einen Werbespot in Auftrag gegeben, einen 10 -Sekünder. Ich habe selbst schon in einer Position gearbeitet, wo ich für mehrere Länder Werbung als Spots oder Print freigeben musste/durfte. Wenn ich eine Sache mit Sicherheit sagen kann, dann ist es das: Nichts, rein gar nichts verlässt ein global operierendes Unternehmen, ohne von Management Ebene mehrfach reviewed und freigegeben zu werden. Und bei VW schon mal gar nicht. Man bedenke ja auch, dass es hier auch große Budgets geht. Eine Freigabe etwas viral zu schalten ist nicht so trivial, wie einer vielleicht denkt und geht über viele Schreibtische.

Erkenntnis Nummer 1: Ein Versehen ist das nicht. Und Wenn es kein Versehen ist, dann ist es Absicht. Welche? Wir werden sehen.

In einem 10-Sekünder ist jeder Bruchteil einer Sekunde hundertfach reviewed. Mehrere Personen, immer und immer wieder. Dabei kommt es darauf an, die Wirkung jedes einzelnen Elements zu prüfen und auf die Zielgruppe zuzuschneiden. Jeder Baustein hat eine Funktion! Es gibt keinen Spielraum um dabei „Zeit zu verschwenden“. Der Spot dient der Werbung für den Golf 8 zum Launch. Es geht also vermutlich um Zielgruppen (Online) Marketing. Online Marketing sieht i.d.R. eine jüngere Ziehlgruppe vor, nur dort macht es Sinn. Das ist also auch schon mal eindeutig und klar.

Im einzelnen geht es um folgenden Elemente des VW Golf 8 Spots:

  1. Ein Schwarzer Mann wird von einer Weißen Hand mit dem Zeigefinger geschubst und als Spielball der weißen Hand dargestellt.

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  2.  Der Schwarze wird in einen Laden geschubst und „manövriert“, der Petit Colon heißt. Das heißt übersetzt: Kleiner Siedler oder auch Kolonialist. Sprich es ist eine Homage an den Kolonialismus, den es bekanntlich auch von Deutschland gab. Der wird nur gern in der deutschen Geschichte vergessen, inklusive des Völkermords an den Herero und Nama. Warum VW Kolonialismus hier highlighten will, ist sehr fraglich und kann wohl nur rassistisch interpretiert werden. Denn selbstverständlich ist das Schild über der Tür nicht zufällig.

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  3.  Die Weiße Hand im Video schnipst. Neben der alleinigen Tatsache einen Schwarzen Menschen so winzig im Vergleich zum Weißen dar zu stellen, kommt noch eine weitere hinzu. Aber allein den Schwarzen als winzig dar zu stellen und den Weißen als groß und mächtig dem Schwarzen gegenüber ist schon sehr beachtlich! Es folgt aber die Krönung des Ganzen mit der Möglichkeit auf verschiedene Arten zu schnipsen. Mit angelegten Fingern und das auf mehrere Weisen – aber VW wähtle den White Power Gruß! Und wenn DAS nicht in die VW Historie passt, was dann?

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  4.  Und falls es immer noch nicht jeder Idiot verstanden hat, dann gibt es noch den Schriftzug des „Neuen Golf“ Spots. Das sind eine Reihe von Buchstaben, die auf 100 Weisen dargestellt werden könn(t)en. VW wählte die Variante in der das Wort Neger [ich erlaube mir es aus zu schreiben! wie VW auch] darstellt wird:

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Im Übrigen habe ich übrigens nicht den Spot bearbeitet, sondern die Screenshots von einem Medienlieferanten übernommen.

 

Erkenntnis Nummer 2: Wenn ein schwarzer Mann in einen Ort geschubst wird, der („möglicher Weise“) die gute alte Zeit widerspiegeln soll – den Kolonialismus, während er sich den neuen Golf 8 anschaut, dann kann daraus nur ein Schluss gezogen werden. Am Ende ist es so: VW sieht den winzigen Schwarzen Mann zugehörig dem Petit Colon, Fakt! Denn dort wird er von der Weißen Hand hingeschoben.

Schwarze sollen keinen Golf 8 fahren/kaufen oder ihn anfassen. Leider klärt VW das nicht auf. Bei JEDEM Spot, den ich begleitet habe, gab es ein Storyboard. Sicher hatte auch VW eins – dürfte spannend sein zu lesen und sicher sehr tief braun. 

 

Vor diesem 2020 Hintergrund sehe ich nicht, wie ein moralisch fester Mensch ein VW Produkt kaufen kann, soviel zum Thema Cancel Culture. Ich sehe auch nicht, wie man dabei in die Diskussion gehen sollte oder warum. VW hat entschieden und ich habe ebenfalls entschieden. Der Cancel Culture wird oftmals vorgeworfen, dass ohne Diskurs keine produktive Diskussion stattfinden kann, aus der ein Konsequenz hervorgehen kann oder sich eine Partei im Verhalten ändern.

Speaking of witch: 

VW hat natürlich auf die negative Reaktion reagiert. Oder sagen wir besser auf die vorrangig negative Reaktion. Denn selbstverständlich gibt es auch eine ausreichend große Zielgruppe, die genau getroffen wurde – um es mal so aus zu drücken. Ob die ausreichend groß ist, um den Absatz von Golf 8 im deutschsprachigen Raum zu stützen, weiß ich nicht. VW sicher schon – denn dafür sieht das Marketing Zielgruppenanalyse vor. Der Spot wurde auch in den US Medien heiß diskutiert. 

Schauen wir also was VW dazu sagt:

VW PR Reaktion auf rassistischen VW Golf 8 Werbespot

Quelle: https://twitter.com/jstackmann/status/1263120561691033604

„Ich entschuldige mich aufrichtig als Einzelperson in meiner Funktion als Vorstandsmitglied bei Volkswagen Sales & Marketing. Hass, Rassismus und Diskriminierung haben bei Volkswagen keinen Platz! Ich werde in diesem Fall persönlich für volle Transparenz und Konsequenzen sorgen!“, Jürgen Stackmann.

Jetzt dürfen wir alle mal raten, ob der Jürgen tatsächlich auf seinen Post auf Twitter am 20. Mai 2020 noch etwas ergänzt hat. Sprich die „Transzparenz“. Er versprach ja „für volle Transparenz und Konsequenzen sorgen.“ Ihr könnt ja mal auf den Twitter Post von ihm klicken. Meine Erwartung hat der Jürgen jedenfalls voll erfüllt.

Es sei denn er meint sich selbst damit – der Jürgen ist nämlich seit September 2020 in einer anderen Company.

 

So – warum also nicht mehr geil auf Käfer? Nun sah ich damals im Käfer eine coole Kiste, die bezahlbar war und Style hatte. Bezahlbar ist allerdings höchst relativ, da ich in 2 Käfer in 5 Jahren 15.000 DM versenkt hatte, inklusive Tuning. Der spätere 350 SE mit V8 hatte mich in 2 Jahren kein Geld gekostet, wenn ich den Verkaufswert mit einrechne. Schlussendlich ganz einfach: Ich habe keine Lust und keine Freude daran ein Auto zu fahren, das als KDF Wagen sein Leben erhielt, dabei vermutlich wohl eine Kopie des Josef Ganz Wagens ist und am Ende heute zu einem rassistischen VW Konzern gehört. Das ist ein bisschen too much für mich. Vielleicht noch interessant, dass Josef Ganz ein Jude war, dessen Erfindungen weitestgehend von den Nazis geklaut wurden und dessen geniale Ingenieur Erfindungen nur sehr beschränkt auf Wikipedia wiedergegeben werden.

 

Ich gehe ganz fest davon aus, dass der absolute Großteil meinen Artikel als völlig übertrieben ansehen wird. Das ist mir völlig klar und egal, denn es ist meine Seite 🙂. Das ist auch etwa die Hälfte der Kommentare, die ich zu diesem Spot gelesen habe. Mir ist natürlich klar, dass der Anteil bestimmter Herrschaften im Netz überpräsent ist, es ist gleichwohl beachtlich und auch wieder in keinster Weise anders vor mir erwartet. Denn:

Das ist White Privilege, herzlich Willkommen. Allein dazu könnte ich Bücher schreiben, ich greife aber einfach ein paar sehr praktische Beispiele auf:

Ich weiss, dass es für den 99% Anteil in der deutschen Bevölkerung schwer zu verstehen ist, ein Privilge zu haben, dass man nicht greifen kann. Anders als ein Adels Titel, Verbindungen in die Wirtschaft, Politik, Kohle der Eltern o.ä.. Daher ein paar sehr einfache Lehrstücke. Das erste von den zwei tollen Hosts / Anchorman von CNN US, Don Lemon und Brianna Keilar, brand aktuell im März 2021:

1.

Hier geht es um die spannende Thematik von UK Prince Harry und seiner Frau Meghan. Beide sind bekanntlich aus dem offiziellen königs-monachischem BS ausgetreten. Nun gestaltet es sich so: Die angetraute des Prinzens ist eine Schwarze US Amerikanerin. Und ich musste ein wenig schmunzeln: Prince Harry hat in seinen 30ern nun festgestellt, wie es ist Rassismus zu erfahren – und zwar als „Opfer“, nicht (mehr) als Täter. Das ist irgendwie funny! Wie Brianna so schön sagte: Harry sieht die Thematik nun aus den Augen seiner Frau. Für alle, die unter einem Stein leben. In a nutshell: Es wurde im britischen Königshaus diskutiert, wie schwarz deren Nachwuchs denn sein könnte. Und ja interpretieren kann man immer so oder so – das wird der nächste Topic. Das Thema bei den Royals ist größer, kann jeder googlen ….

Don bringt es sehr schön auf den Punkt (frei übersetzt): „Hat es irgendjemand überrascht, dass das britische Königshaus rassistisch ist? Eine Familie/Land, deren Wohlstand auf Kolonialismus basiert? … “

Natürlich nicht – aber die Einbildung oder auch Eigenwahrnehmung kann manchmal Bäume oder Universen versetzen. Gut, das ist geklärt. Das Königshaus ist rassistisch.

Aber wo ist der Funny Part? Wer schon ein bißchen älter ist, erinnert sich sicher an die „Paki Geschichte„. Das war 2009, als Prince Harry – als Tron Anwärter, beste Schulen besucht, eine PR Agentur im Haus, also Wohnhaus, diesen Spruch brachte, in dem Pakistanische Menschen rassistisch beleidigt wurden. Kann man nachschlagen. Was funny ist, dass Harry nun die andere Seite auch kennenlernt.

Herzlich willkommen im White Privilege. Harry hat sich wohl kaum mit der Thematik des Rassismus mehr beschäftigt, seit er diesbezüglich aus den Medien raus ist. Sprich seit 2009. 12 Jahre später kann er aber nun nicht einfach mehr eine Pressemitteilung abgeben und ist raus. Er steckt mittendrin. Er kann nicht einfach ins Bett gehen und morgen ist Gras drüber. Er wacht jetzt jeden Tag auf und sieht seine Frau und weis, dass die beiden nicht gern gesehen werden, in ihrer eigenen Familie. Wenn die beiden Nachwuchs haben, wird es nicht anders, sondern einfacher. Dann stehen beide + Nachwuchs klar auf der anderen Seite.

2.

Die Möglichkeit zu sagen:Das war sicher anders gemeint – DU bist zu sensibel und man kann auch übertreiben/ wir haben andere Probleme.“ Wer kennt es nicht? Ich meine von den 1%lern. Ich sehe das im Hinblick auf den Spot etwas anders: Einen 10-Sekünder zu entwickeln, der nicht-rassistisch interpretiert werden kann, ist sehr viel einfacher. Dafür gibt es unzählige Möglichkeiten – die buchstäblich unendlich sind. VW hat sich anders entschieden!

3. 

White Privilege bedeutet auch: Ich kann einfach weiter machen wir zuvor. Neuer Tag – neue Werbespots auf Facebook. Move on.

Und andersrum. Dazu auch im Spiegel ein interessanter Artikel, der u.a. auch die Capitol 06.01.2021 Geschichte aufgreift. Dabei reicht es die Anzahl der BLM Demo festgenommenen vs. 06. Jan 2021 zu betrachten. Absurd. Nach dem Capitol Angriff sind bis heute keine 150 Leute im Knast; trotz gefundenen Bomben, Toten, Raub und Lynch Androhung des Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten innerhalb des Capitols!!! Bei einer BLM Demo an gleicher Stelle, wurden 450 Menschen eingeknastet. Und natürlich war Nationalgarde da, wegen der „zu erwartenden Gefahr“. Bei einer nicht-angemeldeten Massen „Demo“, die Polizisten überrennt und verprügelt, ziehen die US Cops keine Waffen. Deutlicher kann es wohl nicht laufen.

Ich kann mir vorstellen, was wohl geschehen wäre, wenn nur 100 Schwarze ins Capitol stürmen würden, Cops verprügeln und ebenfalls rufen „hang Mike Pence“. Ich glaube nicht, dass dann die Cops Selfie machen …

 

Whatever. 

Wir lernen und merken uns: VW erstellt und veröffentlicht rassistische Werbespots. Auch nach der Ausbeutung in Brasilien, dem Nutzen des Absatzmarktes im apartheid Süd Afrikas und der Produktion von prima VWs in chinesischen Lagern mit Uigurischen „Lagerarbeitern“ (whatever this means ;-)) und in 2020 nun dieser prima Spot.

Ich sage, da handelt es sich um eine ganz toll moralische Firma [Ironie aus] und ich ziehe meine Konsequenzen daraus dahingehend, dass ich niemals ein VW Produkt erwerben oder fahren werde, das schließt Dienstwagen und Mietwagen ein. Kann jeder für sich entscheiden, ob Mensch mit VW mitzieht – oder nicht.

 

Update:

Weil es so lustig ironisch ist – der man kann es auch Karma nennen – gehen wir noch mal zurück zum Thema UK.

Die sind bekanntlich aus der EU ausgetreten. (Ich war seinerzeit am Morgen nach dem Ergebnis, als ich im Bad die Nachrichten hörte völlig fassungslos! Ich habe einige Jahre sehr eng mit den Kollegen in Central /aka London zusammen gearbeitet, war oft für Tage da und niemand hat dort den Sinn der EU in Frage gestellt)

Ein entscheidender Grund der Propaganda war ja die Bevormundung von Brüssel und dass sich die Briten nicht frei fühlen, agieren können. Unabhängig sein und Nationalstolz – wieder britisch sein.

Jetzt gibt es einen neuen Premier Minister … und der ist – ouuuupsi – nicht Weiß! Hier der Einzelfall, life on TV:

Spannend ist tatsächlich das Ganze Telefonat, sprich die 6 min zuvor auch.

Menschen, die der Typ am Telefon haben für den Austritt aus der EU geworben und gewählt, um dann… von einem „Inder“ regiert zu werden. Das ist zumindest die Meinung des Menschen am Telefon. In den 6 min zuvor hat er dargelegt, das Rishi Sunak niemals ein Brite sein kann!

Tja das nenne ich mal imperialistisches Karma.

🙂